Endlich Gewichte
Barcelona ist passé. Montag Abend stehe ich nach der Arbeit pünktlich um 18:30 Uhr in der Box, wo Alex schon auf uns wartet. Die Frage, ob es mir wieder besser geht, kann ich genüsslich mit „Ja!“ beantworten. Ich bin mir nicht sicher, wen das mehr freut. Alex oder mich.
Direkt zu Beginn stehen ein paar altbekannte Aufgaben auf dem Programm: Abmat Situps und Airsquats. Das kann ich. Soweit, so gut. Bei den Snatches wird es dann langsam aber sicher wieder eng. Ich spreize die Beine viel zu weit und bringe mich so unter Gewicht selbst in die Bredouille, denn so ein Overhead-Squat, der nun mal ei großer Teil des Snatches ist, denn macht man nicht mal eben so easy wie den Airsquat. Ich bekomme den Tipp, mir einen gewissen Raum auf dem Boden mit Kreide einzuzeichnen. Diese Linien darf ich beim Spreizen der Beine während des Sprungs in den Squat nicht übertreten. Yeah, Straßenmalkreide! Kurz bin ich wieder fünf.
Danach geht es ans Eingemachte. Die Snatches beginnen schwerer zu werden und ich habe meine liebe Mühe, die läppischen 30kg (inkl. Stange) anständig oben zu halten. Verdammtes Ego, Gewicht muss runter. Mein WOD bestreite ich dann mit deutlich weniger schweren Hanteln, trotzdem bringt es mich mal wieder an meine Grenzen. Ich warte immer noch auf den Tag, an dem ich bei einem WOD vielleicht mal nicht schwitze. Ob das jemals vorgekommen ist, wenn man sich zu 100% reingehängt hat? Eher nicht, im Nachhinein wohl auch eher eine rhetorische Frage.
Meine anderen Einheiten gestalten sich als wesentlich Pumper-freundlicher. Endlich bringt mir die Kraft, die ich habe, auch mal was - es stehen Back Squats und Deadlifts auf dem Plan. Und nein, Deadlift bedeutet nicht, dass ich irgendeinen Toten hochhebe, es handelt sich hier viel mehr um Kreuzheben, also, wie man Sachen anständig vom Boden hochhebt - in der Theorie vom Kugelschreiber bis hin zum 30-Tonner.
Die Squats habe ich, ehrlich gesagt, aber noch nie so intensiv ausgeführt. Mit intensiv meine ich vor allem: tief! Ich muss mir eingestehen, dass ich mich die ca. 10 Monate im Gym selbst beschissen habe, in dem ich nie tief genug in die Zone gegangen bin, in der Squats erst richtig grausam werden - alles jenseits des 90°-Winkels zwischen Ober- und Unterschenkel.
Nach der Kür kam bei uns die Pflicht. Wir fangen an, Pistol Squats zu lernen. Hierbei squattet man mit einem Bein, während man das andere nach vorn ausgestreckt in der Luft hält. Ich muss feststellen: Ein Sack Kartoffeln fällt eleganter zu Boden als ich.
Komplett zerstört aber haben mich die Wallballs. Nach schier ewigem Durchexerzieren von Squats und Pistols, macht das WOD seinem Ruf mal wieder alle Ehre. Neben den Power Cleans, die ich hier fast schon als Erholung sehen musste, hatte man bei dem Wall Balls (Medizinbälle gegen Wand, Felix Magath lässt grüßen) das Gefühl, dass gleich die Oberschenkel platzen. Es sind solche Momente, in denen ich froh bin, kein Fußballprofi unter besagtem Trainer zu sein, mich aber trotzdem immer wieder frage, warum ich mir ein WOD nach dem anderen antue.
Es ist das Glücksgefühl und die Leichtigkeit danach, die süchtig machen. Während ich mich in die kalte Freitagnacht aufmache, melde ich mich für Montag an.
Euer Max