Wer "A" sagt, muss auch "irbike" sagen
Für Molly.
Und Fabian.
Freunde, es ist mal wieder soweit. Seit Wochen überlege ich nun schon täglich für ca. 0,034 Sekunden, ob ich wieder mal was im Blog schreiben könnte und wenn ja, worüber. Und das alles, ohne extra in die Staaten ziehen oder, noch schlimmer, einen Halbmarathon mit Hindernissen bewältigen zu müssen.
Gar nicht so einfach. Die Regionals in Berlin sind irgendwie spurlos an mir vorbeigegangen. Das Doubleunders-Seminar irgendwie auch. Zwar hatten wir alle enorm viel Spaß, aber zum Durchbruch hat mir als altem Koordinationswunderkind das Seminar leider doch nicht verholfen. Für mögliche Blog-Themen war ich quasi blind, dabei steht doch DAS Thema schlechthin seit mehreren Wochen in sechsfacher Ausfertigung bei jedem Training vor unseren Augen. Nein, ich meine nicht die in zweiter Reihe geparkten Autos, sondern den natürlichen Feind jeder crossfittenden Person – das Airbike. Oder Assault AirBike. Oder Ass-Bike (so wurde es bei 50 Grad Nord genannt, viele Grüße nach Mainz an dieser Stelle). Oder Fahrradergometer mit Luftwiderstand.
Wobei – natürlicher Feind klingt eigentlich schon fast zu negativ. Generell scheint das schmucke Gerät aber einen schlechten Ruf zu haben. Bei den kürzlichst beendeten Crossfit Games 2018 im Event 12 „Two-Stroke-Pull“ (5 Runden à 300 m laufen, auf dem Assault Bike 15 cal (Frauen) bzw. 20 cal (Männer) erstrampeln sowie 44-foot (13-meter) Schlitten ziehen mit 153 pounds (69 Kg) für die Mädels und 183 pounds (83 Kg) für die Männers) wurden die Kommentatoren nicht müde zu erwähnen, wie ultrafies das Gerät sei, wie superanstrengend das Kalorienstrampeln und wie es einem das letzte Quäntchen Trost, nein, Energie aus dem Körper ziehe. Ich sag mal so, wer sich für die Games qualifiziert, muss das abkönnen.
Insbesondere für alle, die mit Kalorienrudern noch nicht so richtig warm geworden sind, ist das Airbike doch eine willkommene Alternative im Workout. Zugegeben, ich habe noch von keinem Ruderasketen Ausrufe wie „Yey, ich geh auf’s Airbike!“ (Witzigerweise seh ich gerade, dass es zu Yey sogar einen Wikieintrag gibt: Das Wort Yey bezeichnet die nüchterne Variante eines enthusiastischen Ausrufs, siehe Yeah. [Darüber hinaus bezeichnet Yey eine Stadt in Sudan, siehe Yei (Sudan), eine Sprache in Botswana, siehe Yeyi, und, jetzt kommt’s, den internationalen Flughafen der kanadischen Stadt Amos. Wer hätte das gedacht?]) gehört.
Airbikes haben auch Vorteile. Wirklich.
Möglicherweise tun sich viele schwer, bei der Hatz nach schnellen Zeiten, hohen Wiederholungszahlen und schweren Gewichten das Schöne am Airbiken zu entdecken. Doch da gibt es einiges: Wer sich schon seit langem fragt, welches Motiv als Wodify-Profilbild am besten geeignet wäre, um der eigenen Sportlichkeit bestmöglich Ausdruck zu verleihen, soll sich doch einfach mal mit offenen Haaren aufs Airbike setzen, in die Pedale treten und sich ablichten lassen. Ich gebe zu, das funktioniert bei langen Haaren etwas ausdrucksstärker als bei Kurzhaarfrisuren. Der Großteil der Männer muss also weiterhin mit möglichst entspannter Miene Gewichte stemmen. Wobei, (Weird) Brian könnte in der Tat ein geeigneter Kandidat für die Bad-Hair-Day-Picture-Trophy sein. Könnte man eigentlich als nächstes Community-Event ins Auge fassen – wer Lust hat, lässt die langen Haare auf dem Airbike wehen, Patricia macht die Bilder und danach gibt’s BBQ mit Abstimmung über das schönste Frisurenbild. Als Preis gibt es ein Shampoo, einen Proteinriegel und, ich muss verrückt sein, ich leg noch eine Duschhaube oben drauf!
Aber auch wer sich nicht gerade zu Rapunzels Erben zählt, kann trotzdem durchaus Momente erleben, die man z. B. auf dem Rudergerät nicht hat. Richtig platziert, sieht man Schweißtropfen, die nicht nur aufgrund der aktuellen Temperaturen auf dem Bike nicht zu vermeiden sind, erst gravitationsbedingt nach unten fallen, nur um dann vom Luftstrom des Schaufelrades ausgebremst und wieder nach oben befördert zu werden. Das hat schon fast was von „Inception“, nur ohne Leonardo di Caprio und komplizierte Geschichte. Ich denke, man muss sich auf dem Airbike dieser ganz eigenen Ästhetik hingeben, dann fällt einem die zu absolvierende Einheit vielleicht etwas leichter.
50 Tricks für mehr Spaß auf dem Rad!
Kommen wir nun zur Kategorie Tipps, Tricks, Lebensweisheiten und Erfahrungswerte. Vermutlich ist Euch schon aufgefallen, dass es auf dem Display des Bikes schon mal ein Weilchen dauern kann, bis die nächste Kalorie voll ist oder sich bei der zurückgelegten Distanz was tut (beim ersten Distanzradeln auf dem Bike dachte ich schon, das Gerät ist kaputt). Klar, auf dem Rudergerät wird jeder „zurückgelegte“ Meter angezeigt, auf dem Bike im Grunde nur jeder 161. Meter. Das kann zu Frustration und Missstimmung auf dem Sattel führen. Mir hilft es da, nicht etwa mit bangem Blick eine baldige Änderung auf der Distanz- oder Kalorienanzeige herbeizuersehnen, sondern im Gegenteil, ich konzentriere mich auf die Wattzahl und versuche, sie möglichst konstant zu lassen. Bei ca. 1500 Watt versteht sich.
Und wer kann Euch noch hilfreichere Tipps geben als ich? Wer? Ok, im Grunde jeder, aber ein durchaus nützliches, dabei überschaubar kurzes Video habe ich im Youtube-Morast dann doch entdecken können und zwar von unserem lieben Freund, Idol und Stern am Firmament der Crossfit-Lichtgestalten – Brent Fikowski. Und was sagt der gute Brent? Etliches.
Einstellungssache. Alles Einstellungssache.
Fangen wir mit der Einstellung an. Um das Rad an die körperlichen Gegebenheiten der jeweils nutzenden Person anzupassen, hat man zwei Stellschrauben. Die Sattelhöhe und die Satteltiefe. Wenn man neben seinem Bike steht, soll der Sattel so auf Hüfthöhe eingestellt sein, wobei ich auch schon mal wo gesehen habe, dass er über Hüfthöhe sein soll. Wie dem auch sei, die Hüfthöhe ist dann doch eher nur ein grober Orientierungswert. Sitzt man drauf und hat die Pedale mittig unter den Füßen platziert, soll beim Runterdrücken am tiefsten Punkt das Bein gestreckt, aber nicht überstreckt sein. Macht ja auch keinen Sinn, wenn am Ende vom Bein noch so viel Weg für das Pedal zurückzulegen ist, genauso wenig wie den Sattel so einzustellen, dass man sich beim Treten immer die Knie am Ohrläppchen stößt. Aber, es ist auf jeden Fall nicht verkehrt, die eigene Sattelhöhe noch mal zu überdenken, um auf dem nicht unanstrengenden Gerät das Optimum rauszuholen. Beim Treten soll man dann übrigens den Vorfuß, also den Großraum Fußballen, auf dem Pedal platzieren.
Die andere Stellschraube ist die Satteltiefe. Wenn man beim oben erwähnten „Two-Stroke-Pull“-Workout mal ein Auge auf Brent oder auch den guten Mat geworfen hat, konnte man sehen, dass beide auf dem Bike saßen wie die kleine Trixie auf ihrem rosa Hollandrad – ziemlich aufrecht, nur ohne glitzernde Flatterbänder links und rechts an den Lenkerenden. Nicht nur einmal habe ich die Empfehlung gelesen, der Oberkörper soll nur leicht, ca. 10 bis 20 Grad, nach vorne geneigt sein (Geodreieck das nächste Mal nicht vergessen!), damit der Körper auch optimal mit Luft versorgt werden kann. Hinderlich ist es dagegen, mit fast horizontalem Oberkörper über dem Rad zu hängen und den Kopf einzuziehen. Das macht zwar das Platzieren von Schweißtropfen über dem Schwungrad deutlich leichter, ist aber nicht so effektiv. Wenn man nun also einigermaßen aufrecht auf dem Bike sitzt, soll die Satteltiefe so eingestellt sein, dass bei maximal vorgedrücktem Armhebel der Ellenbogen nicht völlig durchgedrückt ist. Das ist auf Dauer nämlich auch nicht so gesund.
Letzter Tipp von Brent ist dann noch, weitestgehend ruhig seine Arbeit auf dem Bike zu verrichten, was die Oberkörper- und Armbewegungen angeht. Also nicht den Oberkörper hin- und herwerfen wie ein angetrunkener Orang-Utan, nicht die Ellenbogen nach außen und vorne werfen. Bei den Ellenbogen bin ich raus, das sieht man immer wieder, vielleicht gehört das bei der ein oder anderen Person einfach zur persönlichen Airbike-Wohlfühltechnik. Lieber mit rudernden Armen erfolgreich auf dem Airbike, als stilistisch einwandfrei mit Haltungsnoten von 10,0 für 15 Kalorien 4 Minuten geradelt.
So, recht viel mehr fällt mir jetzt aktuell auch nicht mehr ein, von daher verabschiede ich mich mit einem dreifach donnernden Kick It!
Euer Stefan
P.S. (Das heißt übrigens post scriptum): Schaut immer, dass beim Hanteltraining vor Euch auf dem Boden alles frei ist, damit Ihr die Stange fallen lassen könnt, ohne dass sie auf eine rumliegende Hantelscheibe knallt, nur um dann von dort gegen Euer Schienbein zu springen. Gibt zwar spektakulärere Narben als bei den Box Jumps, aber das ist ja auch nicht alles.
*Anmerkung der Redaktion zur Widmung: Molly ist eine Mitarbeiterin von Assault-Bike, die Stefan mit der Bedienungsanleitung im Kundenchat versorgt hat. Vielen Dank für die wichtigen Infos :) Fabian, einer unserer Mitglieder, hat zu Stefan gemeint: "Wenn du kein Thema hast, schreib doch über das Assault Bike". Er hat quasi einen entscheidenden Teil zu diesem höchst amüsanten Blog Post beigetragen.